Tag 17

1 Stunde Fürsorge für obdachlose, psychisch Kranke in Burkina Faso

Von der Straße zurück ins Leben

Soziale Unterstützung für die Vergessenen der Gesellschaft

Die Frau sitzt neben dem Marktstand auf dem Boden, zusammengekauert, mit zerrissener Kleidung und wildem Haar. „Eine Verrückte“, sagt die Marktfrau, „ich gebe ihr ab und zu etwas zu essen.“ Blaise Sandouidi geht freundlich auf die Kranke zu. Er weiß sofort, wie man ihr helfen könnte und bringt sie in die Sozialstation. Hier gibt es eine gute Mahlzeit, dann kümmern sich die Mitglieder*innen um ihre Körperpflege. Mit liebevoller Ansprache und Geduld erfahren sie die traurige Geschichte von Awa: Sie wurde von ihrem Mann verstoßen, als sie immer öfter Stimmen hörte und sich ‚eigenartig‘ verhielt. Auch ihr Bruder verstand das Problem nicht, und so landete sie letztendlich auf der Straße. Die NGO vor Ort kann die Familie über psychische Krankheiten aufklären und zu einer medizinischen Behandlung motivieren. Heute lebt Awa wieder bei ihrem Mann und erhält die notwendigen Medikamente. Sie ist glücklich und zeigt anderen Betroffenen, dass ein normales Leben mit einer psychischen Erkrankung möglich ist.

Reutlingens Oberbürgermeister Thomas Keck stellt dir das Projekt im Video vor

Notwendigkeit

Soziale Akzeptanz, Grundbedürfnisbefriedigung und medizinische Behandlung für psychisch erkrankte Menschen

Aktivität

Die lokale NGO ADIG bietet eine Grundversorgung für 30 wohnungslose psychisch Kranke, zudem 13 Aufklärungsveranstaltungen und Hausbesuche bei betroffenen Familien

Zählbare Leistung

Ausgabe von 2 Mahlzeiten/Tag, medizinische Versorgung und Körperpflege für mind. 30 betreute Menschen. Mind. 20 Familien werden erreicht und begleitet

Ergebnis

Die 30 psychisch Kranken verbessern ihren Gesundheitszustand, einige Betroffene werden von ihrer Familie wieder aufgenommen und versorgt

Systemrelevante Wirkung

Verbesserte Kenntnis medizinischer Behandlungsmöglichkeiten und Abbau der Stigmatisierung psychisch erkrankter Menschen in der Bevölkerung

Hintergrund

Psychische Erkrankungen sind in Burkina Faso ein extrem vernachlässigter Bereich der Gesundheitsversorgung (Maiga D.D. & J. Eaton, 2014). Dabei ist der Prozentsatz der Bevölkerung, der zum Beispiel an Schizophrenie erkrankt, ebenso hoch wie in Deutschland (1-2 %, DGPPN, 2019), also rund 300.000 Menschen landesweit. Die Regierung geht davon aus, dass sogar etwa 41 % der Bürger*innen von psychischen Störungen betroffen sind (Ministère de la Santé et de l'Hygiène Publique Burkina Faso, 2022). Es fehlt aber nicht nur an psychiatrischem Fachpersonal, sondern Betroffene leiden insbesondere an massiver sozialer Ausgrenzung: Aus Unwissenheit werden sie für von Dämonen Besessene gehalten. Als „Verrückte“ tituliert, werden sie gemieden oder weggesperrt, einige werden aus ihrer Familie verstoßen (Huppertz, M., 2020). Sie finden sich dann auf der Straße wieder. Ohne angemessene Ernährung und ein Dach über dem Kopf ziehen sie sich weitere Krankheiten zu, und die psychische Erkrankung verschlechtert sich. Seitdem das Land durch terroristische Angriffe destabilisiert wird, verschärft sich die Situation weiter: Immer mehr Menschen fliehen aus ihren Dörfern, oft mit psychischen Störungen. Die Militärputsche 2022 und der Kampf gegen die Terrorgefahr führen zu einer Erhöhung der Militärausgaben (REN-LAC, 2023). Die Gesundheitsversorgung bleibt dagegen unterfinanziert. Seit einigen Jahren bemühen sich jedoch lokale Organisationen darum, das Leiden der Betroffenen zu mindern. So auch in Boulsa, wo sich der Verein ADIG seit 2013 um Aufklärung zu psychischen Erkrankungen bemüht und praktische Hilfe für wohnungslose kranke Menschen anbietet.

Die gute Tat

Mit deiner Spende wird die Begleitung, Beratung und Unterstützung von 30 chronisch psychisch kranken Menschen in Boulsa ermöglicht, die wie Awa aufgrund ihrer Erkrankung von der Familie verstoßen wurden. Die gute Tat beinhaltet mehrere Komponenten, angefangen von unmittelbarer Hilfe zur Grundversorgung, zum Beispiel Essen, Kleidung und medizinische Versorgung. ADIG bietet für besonders gefährdete Menschen auch eine befristete Übernachtung im Sozialzentrum an. Letztendliches Anliegen ist jedoch, eine dauerhafte Lösung für die Betroffenen zu finden. Dafür müssen zuerst die Familienangehörigen gefunden werden. Sie erhalten eine Beratung zur Krankheit und den Möglichkeiten medizinischer Behandlung, um langfristig die soziale Akzeptanz der Erkrankten zu gewährleisten. Die Fürsorge für psychisch Kranke sichert somit nicht nur das Überleben und die Menschenwürde jedes Einzelnen, sondern schafft in Boulsa zunehmend Aufmerksamkeit für die Rechte und Bedürfnisse der Betroffenen.

Über Burkina Faso

Ouagadougou

Hauptstadt

23.251.485

Einwohnerzahl

Stand 2023

874,1

Bruttoinlandsprodukt
pro Kopf pro Jahr in USD

Stand 2023

0,438

Human Development Index
(Index der menschlichen Entwicklung)

Stand 2023/2024

Burkina Faso heißt „Land der Aufrechten“. Thomas Sankara, charismatischer Präsident von 1983 bis 1987, wählte diesen Namen, um den Stolz der Menschen auf ihre eigene Tradition zu unterstreichen.

Über die Organisation und weitere Informationen