Tag 11

6 Min. Muttersprachförderung für ein zugezogenes Kind in Thüringen

Jede Sprache ist ein Schatz Jede Sprache ist ein Schatz

6 Min. Muttersprachförderung für ein zugezogenes Kind in Thüringen
Tag 11
Durch Sicherheit in der Muttersprache stark in allen Sprachen werden

„Die Familie unseres Vaters lebt im Libanon. Wir wollen Arabisch lernen, um auch mit ihnen sprechen zu können.“ Das sagen Layla und Amirah (11 und 14 Jahre alt), die seit fast zwei Jahren in einem Arabischkurs ihre Herkunftssprache lernen. Layla und Amirah sind Schwestern und leben in Erfurt. Jeden Sonntagvormittag besuchen sie eine Sprachschule. Während neu zugewanderte Menschen unter der Woche dort Deutsch lernen, findet am Wochenende der Arabischkurs statt. Layla und Amirah üben das Sprechen, Schreiben und Lesen. Sie machen schnell Fortschritte und können inzwischen längere Texte lesen und verstehen. Der Unterricht macht ihnen Spaß. Sie schreiben jetzt sogar mit Schulfreundinnen auf Arabisch. Wenn sie jetzt mit ihren Großeltern im Libanon telefonieren, sind diese richtig stolz auf sie. Stell dir mal vor, du könntest nicht mit deinen Großeltern telefonieren, weil du sie nicht verstehst!

Durch Sicherheit in der Muttersprache stark in allen Sprachen werden
Durch Sicherheit in der Muttersprache stark in allen Sprachen werden
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Notwendigkeit
Die Förderung von Herkunftssprachen für Kinder und Jugendliche, um bessere Bildungschancen, Integration und Persönlichkeitsentwicklung zu ermöglichen
Aktivität
Professionelles, langfristig angelegtes Kursangebot für Schüler*innen gemeinsam mit muttersprachlichen Dozent*innen und migrantischen Organisationen
Zählbare Leistung
Anzahl der initiierten Kurse für herkunftssprachlichen Unterricht mit geplanten Unterrichtseinheiten
Ergebnis
Mehr Kinder und Jugendliche kommunizieren sicher in ihrer Muttersprache und erwerben Sicherheit in der Mehrsprachigkeit
Systemrelevante Wirkung
Verbesserte Bildungschancen für die geförderten Kinder; steigende gesellschaftliche Anerkennung und Wertschätzung von Mehrsprachigkeit
Hintergrund

Wie Layla und Amirah wachsen rund 21 % aller Kinder und Jugendlichen in Deutschland mit einer anderen oder sogar mehreren Sprachen auf (Statistisches Bundesamt, 2022). In Thüringen sind das rund 20.000 Kinder und Jugendliche. Sie sprechen mit ihren Eltern, Großeltern und Geschwistern zum Beispiel Arabisch, Türkisch, Ukrainisch oder Polnisch. Dabei unterscheiden wir zwischen Mutter- bzw. Erstsprache (die als Kind zuerst gelernt wurde, das können auch mehrere sein) und Herkunftssprache (die in dem Land oder der Region gesprochen wird, wo die Familie ursprünglich herkommt). Ihre Herkunftssprache richtig sprechen und schreiben zu können, ist für diese Kinder sehr wichtig, um sich mit ihren Familien verständigen zu können.

Das Verbessern der Herkunftssprache erleichtert sogar das Erlernen weiterer Sprachen, egal, ob das Deutsch oder eine andere Sprache ist. Wenn wir eine neue Sprache lernen, können wir auf bereits vorhandenes Wissen aufbauen, das uns im Sprachlernprozess unterstützt. Zum Beispiel können wir Verbindungen zwischen Wortbedeutungen herstellen, wenn sich diese ähneln, oder Grammatikregeln leichter verstehen, wenn wir sie mit Sprachen vergleichen, die wir bereits kennen. Damit das gut funktioniert, ist es wichtig, dass die Kinder ermutigt werden, ihre Mehrsprachigkeit als Ressource zu nutzen und ihr Vorwissen einzubeziehen  (Kuhn A. u. K. Schnitzer, 2022).

Aber es geht dabei nicht nur um die Kommunikation untereinander. Kinder, die in ihrer Herkunftssprache gefördert werden, haben auch bessere Chancen auf einen höheren Schulabschluss. Diese Sprachkompetenz ist auch im späteren Leben eine Ressource, denn in fast allen Berufsgruppen werden Fremdsprachenkenntnisse immer wichtiger. Außerdem ist die Herkunftssprache ein wichtiger Teil der Persönlichkeit. Durch die Wertschätzung ihrer Mehrsprachigkeit erleben zugewanderte Kinder und Jugendliche auch mehr Akzeptanz für ihre sprachliche und kulturelle Identität (Landesintegrationsrat NRW, 2016).

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Die gute Tat

Mit deiner Spende können mindestens 85 Kinder und Jugendliche in Thüringen durch die Teilnahme an einem Kurs in ihrer Muttersprache ihre Fähigkeiten im Lesen, Schreiben und Sprechen verbessern. Manche Kinder können ihre Muttersprache schon gut sprechen, müssen aber das Schreiben noch weiter üben. Andere können vielleicht schon auf Deutsch schreiben, aber nicht auf Arabisch oder Ukrainisch, obwohl sie diese Sprachen in ihrer Familie sprechen. In den angebotenen Kursen machen die Kinder dort weiter, wo sie gerade stehen. Sie lernen, verbessern und festigen ihre Sprache. Dazu gehört auch, sich mit der Kultur des Herkunftslandes zu beschäftigen. Außerdem lernen sie, dass ihre Erstsprache sehr nützlich für sie ist und einen wichtigen Teil ihrer Persönlichkeit darstellt. Die muttersprachlichen, ebenfalls zugewanderten Dozent*innen werden fachlich begleitet und weitergebildet. Alle Beteiligten erleben sich durch das Zusammenwirken als Community und können sich gegenseitig unterstützen.

Über Deutschland
Berlin
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Hauptstadt
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Bruttoinlandsprodukt
pro Kopf pro Jahr in USD
Stand 2023
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Human Development Index
(Index der menschlichen Entwicklung)
Stand 2023/2024

Viele innovative Bildungsideen kommen aus Thüringen, z.B. der Schul-Wandertag (Stoy), der erste Kindergarten der Welt (Fröbel) und die Jenaplan-Schule (Petersen).