Tag 20

Krankentransport für zwei Dorfbewohner in Bangladesch

Wenn ein Leben an 35 Cent hängt Wenn ein Leben an 35 Cent hängt

Krankentransport für zwei Dorfbewohner in Bangladesch
Tag 20
Medizinische Versorgung für Frauen und Kinder im ländlichen Bangladesch

Stellen Sie sich vor, Sie haben große Schmerzen und müssen dringend zum Arzt, aber Ihr Mann kann Ihnen die 35 Cent Fahrtgeld nicht geben. Stellen Sie sich vor, Sie haben eine Verletzung, aber an der Pforte des Krankenhauses erhalten Sie nur Einlass, wenn sie jemanden vom Personal kennen. Stellen Sie sich vor, Ihr Kind hatte einen Unfall, aber im Krankenhaus wird es erst behandelt, wenn Sie in der naheliegenden Apotheke alle für die Behandlung notwendigen Verbandsmaterialien und Medikamente gekauft haben. Unvorstellbar? In Bangladesch die Normalität.

Medizinische Versorgung für Frauen und Kinder im ländlichen Bangladesch
Notwendigkeit
Zugang zu medizinischer Versorgung für arme PatientInnen im ländlichen Norden Bangladeschs.
Aktivität
MitarbeiterInnen von lokaler NGO organisieren Transport von PatientInnen ins Krankenhaus und helfen dort, eine Behandlung sicherzustellen.
Zählbare Leistung
Anzahl der betreuten Patiententransfers ins Krankenhaus und Anzahl der PatientInnen denen ein Zugang zu ärztlicher Behandlung ermöglicht wurde.
Ergebnis
Im Vergleich zum Vorjahr hat sich der Gesundheitszustand in 2400 Familien verbessert. Erwachsene können produktiv zur Einkommenssicherung beitragen.
Systemrelevante Wirkung
Die Disparität beim Zugang zu staatlichen Gesundheitsleistungen ist reduziert, ökonomische Diskriminierung im Krankenhaus hat messbar abgenommen.
Hintergrund

Das Problem, dass im ländlichen Bangladesch eine Vielzahl von armen Patienten, vor allem Frauen und Kinder, keinen Zugang zu Gesundheitsversorgung haben, resultiert aus einer Reihe von strukturellen und sozio-ökonomischen Faktoren. Obwohl 70 % der Bevölkerung auf dem Land leben, konzentriert sich die medizinische Versorgung zu mehr als 80 % in den Städten. Dadurch ist im Ernstfall professionelle Hilfe weit entfernt und mit erhöhten Kosten verbunden (vgl. WHO 2015).

Der finanzielle Faktor der Fahrtkosten vom Dorf in die Stadt ist nur der offensichtlichste Teil des Problems. In den staatlichen Krankenhäusern müssen die Patienten alles, was für ihre Behandlung gebraucht wird, vom Pflaster bis zur Bluttransfusion, selbst besorgen und vorab bezahlen. Die Kosten lassen sich vorher nicht abschätzen. Diese Unkalkulierbarkeit stellt arme Patienten schon mental vor unüberwindbare Hürden. Für Frauen kommt erschwerend hinzu, dass ihr familiäres Umfeld ihren Bedürfnissen nicht dieselbe Priorität einräumt wie denen von Männern. 98 % der Patienten, die MATIs ambulante Gesundheitshelferinnen aufsuchen, sind Frauen und Kinder, oft mit schwerwiegenden Problemen. Meist haben sie noch nie einen Arzt gesehen. Weil die Familie extrem arm ist, oder auch weil der Mann und die Schwiegermutter, die im Haushalt die Entscheidungen treffen, keinen Handlungsbedarf sehen.

Das UN Committee on Elimination of Discrimination against Women (CEDAW) konstatierte 2011 seine „Besorgnis angesichts des begrenzten Zugangs zu Gesundheitsversorgung für Frauen,…, besonders im ländlichen Raum.“ Hinzu kommt die Überlastung der Krankenhäuser. In Bangladesch kommen statistisch auf einen Arzt etwa 3300 Patienten. Wenn man diese Statistik geografisch aufschlüsselt, müsste ein Arzt in den ländlichen Regionen 15.000 Patienten versorgen. Angesichts dessen ist es nicht verwunderlich, dass die Krankenhäuser nicht darauf eingestellt sind, Analphabeten Hilfestellung beim Ausfüllen der Papiere zu leisten.

Der Kauf einer Busfahrkarte vom Dorf in die Stadt ist nur der offensichtlichste Aspekt. In staatlichen Krankenhäusern in Bangladesch müssen Patienten alle notwendigen medizinischen Hilfsmittel – vom Pflaster bis zur Bluttransfusion – privat organisieren und bezahlen. Die Gesamtkosten sind im Voraus oft schwer abzuschätzen. Diese finanzielle Unsicherheit schafft mentale Barrieren, die arme Patienten nur schwer überwinden können. Frauen haben zusätzlich die Schwierigkeit, dass ihre Familien ihren Bedürfnissen oft nicht die gleiche Priorität einräumen wie denen eines Mannes. 98 Prozent aller Patienten, die Hilfe bei MATIs mobilen Gesundheitshelfern suchen, sind Frauen und Kinder – oft mit schwerwiegenden Problemen. In den meisten Fällen waren sie noch nie zuvor bei einem Arzt. Entweder weil die Familie extrem arm ist oder weil ihr Mann oder ihre Schwiegermutter, die im Haushalt die Entscheidungen treffen, keinen Handlungsbedarf sehen.

Der UN-Ausschuss für die Beseitigung der Diskriminierung der Frau (CEDAW) hat seine „Besorgnis angesichts des eingeschränkten Zugangs von Frauen zur Gesundheitsversorgung […], insbesondere in ländlichen Gebieten“, zum Ausdruck gebracht. Hinzu kommt, dass die Krankenhäuser überfüllt sind: In Bangladesch kommen im Durchschnitt 3.300 Patienten auf einen Arzt. Geografisch aufgeschlüsselt müsste jeder Landarzt 15.000 Patienten behandeln. Vor diesem Hintergrund ist es nicht verwunderlich, dass Krankenhäuser Analphabeten nicht bei der Erledigung von Formalitäten helfen können.

Dörfer um Mymensingh, Distrikt Mymensingh, Bangladesch
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Die gute Tat

In Bangladesch leben etwa 75 % der Einwohner in dörflichen Gegenden, oft ohne Zugang zu ärztlicher Versorgung. In armen Familien scheitert ein Arztbesuch meist schon an den Fahrtkosten zum nächsten Krankenhaus. MATI Gesundheitshelfer behandeln Frauen und Kinder vor Ort und arrangieren in akuten Fällen Transfers ins Krankenhaus, damit Notfälle auch wirklich behandelt werden. Gleichzeitig macht MATI Lobbyarbeit bei staatlichen Stellen, damit mehr Ärzte in die Dörfer entsandt werden.

ÜberBangladesch
Dhaka
Dhaka
Hauptstadt
156 595 000
156 595 000
Einwohnerzahl
1 172 USD
1 172 USD
Bruttoinlandsprodukt pro Kopf pro Jahr
142
142
Human Development Index (Index der menschlichen Entwicklung)

Bangladesch besteht vor allem aus Schlamm- und Schwemmland der großen Flüsse des Subkontinents, die ins Ganges-Delta münden. Wenn die Überschwemmungen extreme Ausmaße annehmen, können bis zu 75% der Landfläche überflutet werden, da sie tiefer als 10m über dem Meeresspiegel liegen.